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Auf dem Sprung zur Präsidentin

Porträt
Auf dem Sprung zur Präsidentin
Die Verdenerin Ute Scholz von Zonta International will 2022 Leiterin der Organisation werden
ANGELIKA SIEPMANN
Ute Scholz aus Verden strebt das höchste Amt von Zonta International an. Gewählt wird 2022.
Ute Scholz aus Verden strebt das höchste Amt von Zonta International an. Gewählt wird 2022.
Verden. Ute Scholz ist schon reichlich in der Welt herumgekommen. Reisefreudig war sie bereits, bevor sie als überzeugte Zontian von Verden aus bis in die obersten Gefilde der Organisation gelangte, die sich seit über 100 Jahren rund um den Erdball für die Rechte von Frauen und Mädchen engagiert. Globetrotten für den guten Zweck ist gerade aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich. Und für Ute Scholz im nächsten Jahr zumindest dann nicht nötig, wenn sie ganz an die Spitze von Zonta International (ZI) tritt und Präsidentin der gesamten Organisation wird. Die 65. Convention ist für Juni 2022 in Hamburg angesetzt.

Wie lange sie bis dahin mit ihren zehn Kolleginnen im „International Board“ noch ausschließlich im Netz kommunizieren muss, bleibt abzuwarten. Die gewohnte Reisetätigkeit liegt seit März vergangenen Jahres auf Eis, und so hat Ute Scholz im Sommer den Schluss ihrer zweijährigen Amtszeit als Internationale Vizepräsidentin auch nur online erlebt. Das reguläre Meeting mit rund 3000 Frauen aus Zonta-Clubs weltweit hätte in Chicago stattfinden sollen. Daraus wurde zwar nichts, doch die digitale Konferenz bescherte der soeben ausgeschiedenen Vize aus Verden auch gleichzeitig die Gewissheit, dass sie weiterhin dem Führungsgremium angehören und noch aufsteigen würde: Sie wurde zur künftigen Nummer eins gewählt und wird im Biennium 2022 bis 2024 nach der Düsseldorferin Susanne von Bassewitz (2018-2020) die zweite deutsche ZI-Präsidentin sein.

Im internationalen Vorstand rangiert die Juristin seither als „President-Elect“, wie ihre Bezeichnung offiziell lautet, zwischen der amtierenden Präsidentin Sharon Langenbeck (Santa Clarita Valley/USA) und deren Stellvertreterin Salla Tuominen aus Finnlands Hauptstadt Helsinki. Zontians unter anderem aus Neuseeland, Benin, Dänemark und Japan komplettieren die Riege, die derzeit die ZI-Geschicke bestimmen. Apropos Japan: Damit verbindet Ute Scholz ganz besondere Erinnerungen, die nicht nur von früheren Reisen herrühren und ihre Begeisterung für Land und Leute geweckt haben.

Es war auch im japanischen Yokohama, wo Verdens ehemalige stellvertretende Stadtdirektorin Mitte 2018 zur internationalen Vizepräsidentin avanciert war. Von der Begegnung mit Kaiserin Michiko, die durch ihre Anreise die Wichtigkeit und Wertschätzung der Zonta-Mission zum Ausdruck brachte, schwärmt Ute Scholz noch immer. Unterstützung in jeglicher Form brauche Zonta, sagt sie und betont dabei auch stets darauf, dass auch Männer gemeint sind. Die Menschenrechtsorganisation, die sich vehement dafür einsetzt, die Lebenssituation von Frauen und Mädchen zu verbessern, müsse mehr Männer, „als Multiplikatoren“, für die Zonta-Ziele gewinnen.

Ute Scholz verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Aktion „HeForShe“, eine gemeinnützige Solidaritätskampagne von UN Woman, einer Tochterorganisationen der Vereinten Nationen. Wie überhaupt die festgeschriebene Zusammenarbeit mit der UNO einen hohen Stellenwert habe. Seit deren Gründung 1945 ist Zonta International („überparteilich, überkonfessionell und weltanschaulich neutral“) mit konsultativen Status darin vertreten. Und nur zu gern hat Scholz von keinem Geringeren als UNO-Generalsekretär António Guterres die ausdrückliche Verbundenheit vernommen, gipfelnd in der Aussage: „Ich bin ein Feminist.“

„Ich war noch niemals in New York“ – diese Klage muss die 63-jährige Verdenerin schon längst nicht mehr führen. Vor allem, seit sie die ZI-Laufbahn eingeschlagen hat, ist sie viel unterwegs gewesen. Zuvor schon eine begeisternde Reisende, ging sie bald mit „ganz anderem Blick“ auf Touren durch Länder, in denen es dringend gilt, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und die großen Probleme anzugehen: Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Zwangsehen schon im Kinderalter, mangelnde oder gänzlich fehlende Bildungschancen und manches mehr.

Ein Projekt, das Ute Scholz nach wie vor besonders am Herzen liegt, ist „Let Us Learn Magascar“. Darüber hatte sie auch berichtet, als der von ihr 2004 mitinitiierte Verdener Club im November 2019 feierte: den 100. Jahrestag der Gründung der „Confederation of Zonta Clubs“ in Buffalo (US-Bundesstaat New York), einer von berufstätigen Frauen in verantwortlicher Position ins Leben gerufenen Service-Organisation, die inzwischen in fast 70 Staaten etwa 30.000 Mitglieder und 1200 Clubs zählt. Den Verdener Club gab es noch gar nicht, als Ute Scholz zur Zontain wurde – in Bremen.

Ihre Begeisterung und der Wille, sich auch überregional zu engagieren, brachen sich bald Bahn und führten sie über die Jahre kontinuierlich in leitenden Weltzirkel von Zonta. So war sie im schon fortgeschrittenen Stadium etwa Vorsitzende (Governor) des Zonta Districts 27, der sich über Süd- und Frankreich, Belgien, Luxemburg und Norddeutschland und Polen bis in die Ukraine erstreckt, und auf noch höherer Ebene später Vorsitzende des internationalen Komitees für den renommierten „Young Women in Public Affairs Award“.

Vor ihrer Vizepräsidentschaft war Scholz im ZI-Vorstand schon als eine der sieben internationalen Direktorinnen tätig. Auch noch für das höchste Amt zu kandidieren, war eigentlich nicht vorgesehen. Sie habe sowieso „nie einen Karriereplan bei Zonta“ gehabt. Aber es habe da auch „so eine gewisse Erwartungshaltung bei den Kolleginnen gegeben, dass sie die letzte Stufe auch noch erklimme. Von vielen Seiten ermutigt und bestärkt, habe sie sich dann doch beworben und gedacht: „Warum nicht? Wenn es nicht klappt, ist es auch okay“. Es hat geklappt – und wie!